Bei Ansätzen der Informationsverarbeitung wird in aller Regel übersehen, dass erst einmal nicht klar ist, was überhaupt „Information“ ist – und was Rauschen.
Dass es, wenn diese Frage geklärt ist, auch zu einer Verarbeitung der Information kommt, ist das geringere Problem.
Zudem wird gerne bestritten, dass es angeborenes Verhalten gibt, meist in Zusammenhang mit der Leugnung, dass es einen Unterschied zwischen belebter und unbelebter Materie gibt. Doch Leben ist vor allem eines: Verhalten!
Und Verhalten setzt Information voraus – und erzeugt diese zugleich.
Nun wäre eine sehr komplexe genetische Kodierung notwendig, wer denn z.B. bei Graugänsen die eigenen Eltern sind, wenn man dies an optischen Merkmalen festmachen wollte. Eigentlich ist dies bei der Kombination aus Variabilität und Gleichförmigkeit unmöglich. Irgendwie sehen alle Graugänse gleich aus, und zugleich unterschiedlich.
Die Anweisung „das Objekt, welches sich als erstes in deiner Nähe bewegt“ ist dagegen sehr simpel. Und zugleich recht zuverlässig, solange nicht Menschen wie Konrad Lorenz auf ihre Experimente kommen. Diesen Vorgang nennt man Prägung.
Gleiches gilt für die Hemmung. Es wäre annähernd unmöglich, genetisch zu definieren, was man als Beutegreifer fressen darf und was nicht.
Aber trotzdem soll sichergestellt werden, dass weder der Partner, noch der Nachwuchs bzw. die Rudelmitglieder als Beute angesehen werden, obwohl sie ins Beuteschema fallen würden. Die Hemmungsprägung geschieht durch das Zusammenleben während der Kindheitsphase in doppelter Hinsicht. Der Erwachsenen gegenüber den (eigenen) Kindern – und der Kinder gegenüber dem Rudel.
Das erklärt, warum Hunde (und nicht nur Herdenschutzhunde!) z.B. Schafe als zu beschützende Rudelmitglieder und nicht als Beute ansehen, wenn sie mit diesen gemeinsam aufwachsen, und so eine Hemmungsprägung entsteht.
Und es erklärt auf naturwissenschaftlicher Basis, inkl. „Ockhams Rasiermesser“, warum männliche Bären auch Bärenjunge fressen. Nicht, weil dann die Mutter schneller paarungsbereit ist, sondern weil die Bären als Einzelgänger nie ihren Nachwuchs kennengelernt und daher auch keine entsprechende Hemmung haben entwickeln können.
Die Hemmungsprägung macht zudem deutlich, wie wichtig die ersten Wochen im Leben von Welpen sind, um eine entsprechende Hemmungsprägung zu erfahren.
In der Ethologie ist aber auch bekannt, dass in Stresssituationen die vorhandenen Hemmungen verloren gehen können, und z.B. (Fuchs-)Eltern ihren Nachwuchs auffressen.